Sojus 10 startete vom Kosmodrom Baikonur und landete
120 km nordwestlich von Karaganda.
Für das Rendezvous wurde
Sojus 10 nicht wie üblich in eine tiefere
Umlaufbahn hinter dem Zielobjekt platziert, sondern begann die Annäherung
aus einer höheren Umlaufbahn. In der 18. Erdumkreisung übernahmen das
automatische Annäherungssystem Igla die Steuerung und verringerte die
Entfernung zwischen Raumschiff und Raumstation von 16 km bis auf 180 m, dann
musste die Besatzung wieder die Handsteuerung übernehmen.
Sojus 10 koppelte am 24. April 1971 um 01:47
UTC mit ca. 20 bis 30 cm/s an die Raumstation
an.
Obwohl beide Raumflugkörper fest miteinander verbunden waren, war
die
Kopplung nicht erfolgreich, denn Telemetrie-Daten wiesen noch einen
Abstand von 9 cm nach. Eine elektrische Verbindung zwischen
Sojus und
Saljut war nicht zustande gekommen. Die
vollständige Koppelung misslang, weil nach dem Kontakt des Kopplungsdorns
des aktiven Partners (
Sojus 10) mit dem passiven Partner (
Saljut) die Steuerungsautomatik von
Sojus 10 die Lagerregelungstriebwerke für ca. 30
Sekunden einschaltete. Damit schwang das Raumschiff um ca. 30 Grad links und
rechts der Horizontallinie um den Punkt des Kopplungsdornes. Diese ungewollte
Bewegung führte zu einer massiven Beschädigung des Teiles des
Koppeladapters, der die feste und hermetisch dichte Verriegelung der beiden
Raumschiffe realisieren sollte.
So konnte die Luke zwischen
Sojus und
Saljut nicht geöffnet werden. Ein Ausstieg
über den freien Raum war ebenfalls nicht möglich, weil die Besatzung
keine Raumanzüge an Bord hatte. Schließlich wurde die Entscheidung
getroffen, die Mission abzubrechen und zur Erde zurückzukehren. Das
Abkoppeln gelang jedoch ebenfalls nicht. Die Kosmonauten sahen sich nun in der
Situation, dass sie die Raumstation weder betreten noch sich von ihr lösen
konnten. Nach mehreren Versuchen gelang es jedoch um 07:17
UTC, das Raumschiff von der Raumstation abzukoppeln.
Insgesamt waren die beiden Flugkörper 5 Stunden und 30 Minuten miteinander
verbunden.
Aufgrund
der vorgezogenen Rückkehr war eine
Landung bei Tageslicht auf sowjetischem Territorium nicht möglich. Die
Landungskommission entschied sich gegen eine Landung bei Tageslicht auf einem
anderen Kontinent und für eine Nachtlandung in der Sowjetunion. Wladimir
Schatalow hatte zuvor versichert, dass das Ausrichten des
Raumschiffes zur Bremszündung trotzdem möglich sei.
Die
Kosmonauten hatten ihre Plätze im Landemodul eingenommen, nachdem sie die
Luke zur Orbitalsektion geschlossen hatten. Dann richteten sie das Raumschiff
so aus, dass das Triebwerk des Geräteteils in Flugrichtung zeigte. Dieses
wurde kurz darauf für 188 Sekunden gezündet und leitete den Abstieg
zur Erdoberfläche ein. Im nächsten Schritt erfolgte das
planmäßige Abtrennen der Orbitalsektion und des Geräteteils,
die beide in der Erdatmosphäre verglühten. Das verbleibende
Landemodul wurde so ausgerichtet, dass der Eintrittswinkel für eine
möglichst genaue Landung in Kasachstan erreicht wurde. Nach dem Eintritt
in die Erdatmosphäre brach der Funkkontakt wegen der heißen
Plasmagase rund um die Kapsel ab. Dann löste sich der Deckel des
Fallschirmbehälters und der Bremsfallschirm wurde ausgestoßen.
Nachdem auch der Hitzeschutzschild abgetrennt worden war, schwebte die
Sojus an ihrem Hauptfallschirm Richtung Erdboden.
Kleine Feststoff-Bremsraketen, die kurz vor dem Berühren des Bodens
ausgelöst worden waren, verminderten die Aufprallgeschwindigkeit. Sofort
nach der erfolgreichen Landung wurden die Fallschirmleinen gekappt, damit die
Kapsel nicht durch den Wind über den Boden gezogen werden konnte. Nach der
Landung gehört es zum Ritual, dass die Kosmonauten das Raumschiff mit
ihrer Unterschrift versehen. Während der Landung traten giftige
Dämpfe auf, die bei Nikolai
Rukawischnikow zur vorübergehenden Bewusstlosigkeit
führten.
Der Öffentlichkeit gegenüber wurde der
Standpunkt vertreten, dass es gar nicht geplant war, die Raumstation zu
betreten, dass
Sojus 10 vielmehr nur die Kopplungsprozedur hätte
testen sollen. Die Sowjetunion lege Wert auf sicheren und systematischen
Fortschritt bei der Erforschung des Weltalls.
Intern dagegen wurden die
Fehlerursachen gesucht, denn von vier Kopplungsversuchen mit bemannten
Sojus-Raumschiffen hatte nur ein einziger Erfolg,
nämlich der erste, als
Sojus 4 und
Sojus 5 zwei Jahre zuvor den ersten
Weltraumumstieg der Geschichte durchführten.
Bei der Untersuchung
stellte sich heraus, dass die Kosmonauten während der Annäherung
offenbar keine Möglichkeit hatten, Abstand und Winkel zu bestimmen.
Prüfreihen bestätigten den Verdacht, dass sich durch das
Aufeinanderprallen in ungünstigem Winkel ein Teil des Dockingsystems der
Sojus verformt haben könnte. Der Kopplungsadapter
der
Saljut schien nach Foto- und Filmaufnahmen dagegen
noch intakt zu sein, sodass ein zweiter Versuch mit
Sojus 11 baldmöglichst
durchgeführt werden sollte.