Das Raumschiff startete vom Kosmodrom
Baikonur. Die Landung erfolgte 75 km westlich von Karaganda.
Erstmals
in der Geschichte der bemannten Raumfahrt erfolgte ein
Nachtstart. Zu
den Aufgaben der Besatzung gehörten visuelle und fotografische Beobachtung
der Erdoberfläche sowie verschiedene astrophysikalische und physiologische
Experimente. Nach einigen Tagen funktionierte eine Solarzelle nicht richtig,
was aber keine gravierenden Auswirkungen auf die Mission hatte. Die Kapsel
wurde nunmehr in eine langsame Rotation zur Sonne versetzt, um eine
möglichst lange Sonneneinstrahlung auf das Sonnenpaddel zu haben, weil
sich sonst die Batterien erschöpfen könnten. Kosmonautin Walentina
Tereschkowa und ihre Tochter hatten zwischenzeitlich
Gelegenheit mit Ehemann und Vater Andrijan
Nikolajew über Funk zu sprechen. Der Flugtag 10 war
für die Kosmonauten ein freier Tag, sie nutzten das, um mit Kosmonaut
Wiktor
Gorbatko auf der Erde über Funk Schach zu spielen.
Am fünften Tag erörterten die Kosmonauten mit der
Bodenstation Notlandemaßnahmen, denn wenn die Batteriespannung unter
einen kritischen Wert fiel, musste
Sojus 9 innerhalb von zwei Stunden zur Erde
zurückkehren, möglicherweise außerhalb der Sowjetunion. Ein
Ablesefehler an den Instrumenten konnte jedoch nicht ausgeschlossen
werden.
Ab dem neunten Flugtag verschlechterte sich der Zustand der
Kosmonauten wieder. Sie nahmen zu wenig Flüssigkeit zu sich und
verbrauchten zu wenig Sauerstoff. Der zehnte Tag war ein Ruhetag, an dem die
Besatzung keine Experimente betreuen musste.
Ab Flugtag 13 hatten die
Kosmonauten aber mit Müdigkeit und Konzentrationsproblemen zu
kämpfen, die in einigen kleineren Fehlern mündeten. Die Bodenstation
beschloss, die Wetterbedingungen in den vorgesehenen Landegebieten ständig
zu überwachen, sodass eine Landung schnell eingeleitet werden konnte,
jedoch verbesserte sich der Zustand der Kosmonauten am Folgetag.
Am 15.
Flugtag betätigte Witali
Sewastjanow versehentlich das automatische Landesystem. Dies
blieb zwar ohne Konsequenzen, aber die gleiche Fehlbedienung war schon bei
Sojus 7 aufgetreten. Die als Konsequenz
angeforderte Sicherung war nicht angebracht worden. Am Nachmittag
verschlechterte sich die Atmosphäre an Bord: die Atemluft enthielt zu
wenig Sauerstoff und zu viel Kohlendioxid. Ein Austausch der Kartuschen im
Lebenserhaltungssystem brachte die Atmosphäre wieder auf normale
Werte.
Die Kosmonauten hatten ihre Plätze im Landemodul
eingenommen, nachdem sie die Luke zur Orbitalsektion geschlossen hatten. Dann
richteten sie das Raumschiff so aus, dass das Triebwerk des Geräteteils in
Flugrichtung zeigte. Dieses wurde kurz darauf für 188 Sekunden
gezündet und leitete den Abstieg zur Erdoberfläche ein. Im
nächsten Schritt erfolgte das planmäßige Abtrennen der
Orbitalsektion und des Geräteteils, die beide in der Erdatmosphäre
verglühten. Das verbleibende Landemodul wurde so ausgerichtet, dass der
Eintrittswinkel für eine möglichst genaue Landung in Kasachstan
erreicht wurde. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre brach der
Funkkontakt wegen der heißen Plasmagase rund um die Kapsel ab. Dann
löste sich der Deckel des Fallschirmbehälters und der Bremsfallschirm
wurde ausgestoßen. Nachdem auch der Hitzeschutzschild abgetrennt worden
war, schwebte die
Sojus an ihrem Hauptfallschirm Richtung Erdboden.
Kleine Feststoff-Bremsraketen, die kurz vor dem Berühren des Bodens
ausgelöst worden waren, verminderten die Aufprallgeschwindigkeit. Sofort
nach der erfolgreichen Landung wurden die Fallschirmleinen gekappt, damit die
Kapsel nicht durch den Wind über den Boden gezogen werden konnte. Nach der
Landung gehört es zum Ritual, dass die Kosmonauten das Raumschiff mit
ihrer Unterschrift versehen.
Die Landung verlief ohne Schwierigkeiten. Ab
einer Höhe von 83 km hatte eine sowjetische Radarstation die Landekapsel
geortet, später waren Hubschrauber in Sichtkontakt, noch während die
Kapsel am Fallschirm niederging. Bereits eine Minute nach der Landung waren
Bergungsmannschaften an der Kapsel.
Allerdings hatte man seitens der
Sowjets offensichtlich die
Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den
menschlichen Körper unterschätzt. Die Kosmonauten konnten nicht
gehen und mussten gestützt werden, nachdem sie aus der Kapsel
herausgekommen waren. Die Kosmonauten wirkten ausgesprochen krank. Es waren
auch keine Vorbereitungen getroffen worden, um ihnen die Rückkehr zu
erleichtern (z.B. Sessel, wie es heute üblich ist). Sie wurden aber
anschließend in ein Krankenhaus transportiert. Alles in allem gelang es
jedoch, mit diesem Flug einen neuen Langzeitrekord aufzustellen. Aber es war
auch der letzte Rekord, der von einem Raumschiff aufgestellt wurde, das nicht
an einer Orbitalstation angedockt sein würde.