Der Start erfolgte vom Kosmodrom Baikonur. Die
Sojus-Raumkapsel landete 150 km nordwestlich von
Zelinograd.
Der gewählte Orbit (Bahnneigung 64,75º) war
ungewöhnlich für ein
Sojus-Raumschiff. Solch eine Umlaufbahn wurde seit den
Woßchod-Flügen nicht mehr benutzt. Der
Grund dafür war, eine maximale Abdeckung des
DDR-Territoriums zu erreichen. An der Stelle, wo sich
normalerweise bei
Sojus-Raumschiffen der Kopplungsstutzen befand, war
Sojus 22 mit der
Multispektralkamera
MKF 6 ausgestattet. Diese stammte vom VEB Carl
Zeiss Jena. Damit wurden mehr als 2500 Aufnahmen im sichtbaren und infraroten
Spektralbereich von großen Teilen der UdSSR sowie des gesamten
DDR-Territoriums gemacht.
Die offizielle
Aufgabe war die Überprüfung und Verbesserung der Methoden zur
Erduntersuchung im Interesse der Volkswirtschaften der UdSSR und der
DDR. Die eingesetzte Kamera hatte sechs Objektive -
vier für sichtbares und zwei für infrarotes Licht. Es wurde jeweils
ein 165 km breiter Streifen der Erdoberfläche untersucht. Das bedeutet,
dass innerhalb von zehn Minuten eine Fläche von einer halben Million
Quadratkilometer untersucht werden konnte. Die
MKF 6 ermöglichte eine Kombination von
Photogrammetrie und Spektrometrie. Die Objektivbrennweite betrug 125 mm, die
beobachteten Spektralbereiche 460 - 500 nm, 520 - 560 nm, 580 - 620 nm, 640 -
680 nm, 700 - 740 nm, 780 - 860 nm die auf Filmen mit einem Format 56 mm x 81
mm aufgezeichnet wurden.
Die ersten Testfotos wurden von der
Baikal-Amur-Magistrale gemacht, die gerade gebaut wurde. Am dritten Tag
fotografierten die Kosmonauten ein Gebiet von Sibirien bis zum Ochotskischen
Meer und die nördliche UdSSR.
Die Besatzung untersuchte am vierten
Tag die Erdatmosphäre und machte Aufnahmen vom Mondauf- und -untergang,
während sie die Erde umkreisten. Das erlaubte ihnen zu sehen, wie sauber
die Fenster des Raumschiffes waren. Weitere Fotos folgten von Zentralasien,
Kasachstan und Sibirien mit einem Augenmerk auf geologische Formationen und
Landwirtschaft.
Am fünften Tag stand Aserbaidschan, der
südliche Ural, erneut die Baikal-Amur-Magistrale und Westsibirien im
Mittelpunkt. Zur selben Zeit flog ein Flugzeug mit einer zweiten Kamera
über die Gebiete. Später verglich man die gemachten Aufnahmen
miteinander.
Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS berichtete
über den sechsten Tag der Mission, dass Aufnahmen von Gebieten gemacht
wurden, die noch nie das Objekt von Raumfotografie gewesen waren, wie Teile von
Sibirien, der nördlichen und der europäischen
UdSSR.
Während des letzten Tages der Mission konzentrierte man sich
auf die
DDR. Eine Antonow An-30 überflog das Gebiet mit
einer baugleichen Kamera, wie
Sojus 22 sie hatte. Weiterhin wurden Zentralasien,
Kasachstan, Ostsibirien und südwestliche Teile der Sowjetunion
fotografiert, um sie mit früher gemachten Aufnahmen vergleichen zu
können.
Die Besatzung musste am Ende die Kamera auseinandernehmen,
um auch an die Filter (blau, grün, orange, rot, violett und schwarz) zu
gelangen. Die Filter wurden gebraucht, um die Aufnahmen später kalibrieren
zu können. Der Ausbau nahm mehrere Stunden in Anspruch.
Neben den
Erdaufnahmen führte die Besatzung eine Reihe von biologischen Experimenten
während der einwöchigen Mission durch. So war eine kleine Zentrifuge
an Bord, mit der untersucht wurde, wie Pflanzen in künstlich erzeugter
Schwere wachsen. Sie untersuchten auch den Effekt von kosmischen Strahlen, die
das Auge passieren. Dieser Effekt wurde zuerst von Apollo-Astronauten
während ihrer Ruhephasen wahrgenommen. Sie sahen helle Blitze, als sie
ihre Augen schlossen. Dies wurde durch die tatsächlich durchs Auge
tretenden kosmischen Strahlen verursacht.
Sojus 22 hatte außerdem ein kleines Aquarium an
Bord, sodass die Crew das Wachstum der Fische verfolgen konnte.
In ihren
Raumanzügen hatten die Kosmonauten ihre Plätze im Landemodul
eingenommen, nachdem sie die Luke zur Orbitalsektion geschlossen hatten. Dann
richteten sie das Raumschiff so aus, dass das Triebwerk des Geräteteils in
Flugrichtung zeigte. Dieses wurde kurz darauf für 188 Sekunden
gezündet und leitete den Abstieg zur Erdoberfläche ein. Im
nächsten Schritt erfolgte das planmäßige Abtrennen der
Orbitalsektion und des Geräteteils, die beide in der Erdatmosphäre
verglühten. Das verbleibende Landemodul wurde so ausgerichtet, dass der
Eintrittswinkel für eine möglichst genaue Landung in Kasachstan
erreicht wurde. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre brach der
Funkkontakt wegen der heißen Plasmagase rund um die Kapsel ab. Dann
löste sich der Deckel des Fallschirmbehälters und der Bremsfallschirm
wurde ausgestoßen. Nachdem auch der Hitzeschutzschild abgetrennt worden
war, schwebte die
Sojus an ihrem Hauptfallschirm Richtung Erdboden.
Kleine Feststoff-Bremsraketen, die kurz vor dem Berühren des Bodens
ausgelöst worden waren, verminderten die Aufprallgeschwindigkeit. Sofort
nach der erfolgreichen Landung wurden die Fallschirmleinen gekappt, damit die
Kapsel nicht durch den Wind über den Boden gezogen werden konnte. Nach der
Landung gehört es zum Ritual, dass die Kosmonauten das Raumschiff mit
ihrer Unterschrift versehen.